Dankesrede: Sommerfest der SNPC am 20. Juni 2008

Sehr geehrter Herr Dr. Nymoen, lieber Håvard,

sehr geehrter Herr Senator Dr. Sarrazin, lieber Thilo,

meine sehr verehrten Damen und Herren,

sehr herzlich möchte ich mich für die Worte bedanken, mit denen mein Wirken für die SNPC gewürdigt wurde. Und sehr herzlich bedanke ich mich bei Ihnen allen, dass Sie diesen Worten zugehört haben.

Ja, nun bin ich also 70 Jahre alt geworden. Mit dem Alter ist das so eine Sache. Meine Frau Iwona hat sich vor einiger Zeit mit meinem Enkel Felix – er ist 7 Jahre alt – über das Thema Alter unterhalten und ihn dabei gefragt: „Felix, was glaubst Du, wie alt ist der Opa Dietrich?“ Felix verfiel in tiefes Nachdenken, das ernsthafte Gesicht in beide Hände gestützt. Dann kam nach einer Weile die Antwort: „96!“ Da sieht man, dass es wohl darauf ankommt, von welcher Warte aus das Alter betrachtet wird. Ich kann mich jedenfalls trotz meiner 70 Jahre immer noch auf alles einstellen, sogar darauf, dass die SNPC heute ein Sommerfest im Wintergarten feiern will.

In meinem Arbeitsleben stehen sich zwei prägende Erfahrungsfelder gegenüber. 22 Jahre lang habe ich für Berlin und den Bund politische Mandate wahrgenommen. 17 Jahre lang habe ich mich im Consultinggeschäft engagiert. Ein kleiner Vergleich von Politik und Beratung bietet sich an.

Politik – so habe ich es in meinem Studium gelernt - ist das Ringen um die Durchsetzung von politischen Konzeptionen und die parlamentarische Sicherung der Kontrolle über deren gesetzgeberische und administrative Umsetzung. Ich selbst habe mich, soweit das möglich war, in der Zeit meiner politischen Mandate an diese Maximen gehalten und verweise ganz generell z.B. auf die vielen Projekte zur Stadtpolitik, die zu meiner Zeit als Regierender Bürgermeister in Berlin umgesetzt wurden. Wichtiger ist, dass diese Politikdefinition auch heute noch ihre Gültigkeit hat. Das sehen Sie an Dr. Sarrazin. Er hat anerkanntermaßen eine weitreichende Politikkonzeption für die Sanierung des Berliner Haushalts erarbeitet und im politischen Raum durchgesetzt. Er implementiert diese Konzeption gegen harte Widerstände Jahr für Jahr aufs Neue und erfolgreich. Seit einiger Zeit bezieht er, sichtbar für alle Bürger, die Berliner kommunalen Betriebe in diese Konzeption mit ein, indem er, Betrieb für Betrieb, präzisiert, wieweit dessen öffentlicher Auftrag reicht und wo wettbewerbliche Kostenstrukturen erreicht werden müssen.

Politik kann also auch heute noch bewusst gestaltet werden. Ich bin deshalb sehr glücklich darüber, dass Dr. Sarrazin heute zu uns gekommen ist.

Ja, und wie könnte Beratung definiert werden? Ist eine Parallele zur Politik erlaubt? Wäre Beratung also das Ringen um die Durchsetzung der besten unternehmerischen Konzeptionen und die Sicherstellung von deren Implementierung in Märkten, Wettbewerb und Unternehmen? Manche Berater sind so eitel und lassen sich dazu hinreißen, das Beratungsgeschäft so zu sehen. Ich tue das ausdrücklich nicht. Denn es ist der Unternehmer, der seine Aufgabe so definieren müsste. Der Berater aber ist ein Dienstleister eines solchen Unternehmers. Er kann sich niemals an die Stelle des Akteurs setzen. Er begleitet diesen Akteur, er dient ihm. Er kann diesen Unternehmer hoffentlich auch von der Richtigkeit einer erarbeiteten Konzeption für die Lösung eines Problems überzeugen. Aber er handelt nicht an dessen Stelle. Das ist der wesentliche Unterschied zur Politik, wo gewählte Vertreter des Volkes ein Mandat zur eigenständigen Entscheidung haben.

Wer erfolgreich beraten will, muss also zunächst einmal den Kunden respektieren, ihm zuhören können und verstehen lernen. Wenn der Berater das Problem verstanden hat, mit dem sich ein Kunde herumschlägt, dann muss er immer noch nicht sofort alles besser wissen, sondern denken. Berater müssen in allererster Linie Menschen sein, die über die Fähigkeit verfügen, gründlich nachdenken zu können. Erst danach sollten sie mit einer, oder besser, mit mehreren Optionen für die Lösung eines Problems auf ihren Kunden zugehen. Nur das wird dem Anspruch auf Respekt gerecht, den der Kunde zu Recht verlangt. Nur so kann sich ein Vertrauensverhältnis herausbilden, das die Grundlage jeder erfolgreichen Beratung ist.

Im Ergebnis führt dieser Kurzvergleich von Politik und Beratung also zu der Erkenntnis, dass die auf die res publica ausgerichtete Arbeit des Politikers und die auf die Beratung von Unternehmern ausgerichtete Arbeit des Consultants eine gemeinsame Eigenschaft haben: beide verlangen die Fähigkeit zur Erarbeitung von umsetzungsfähigen Konzeptionen. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass der Politiker seine Konzeption im politischen Raum durchsetzen muss und dabei Erfolg oder Scheitern riskiert. Der Berater dagegen agiert nicht selbst, sondern versucht Nutzen für einen unternehmerischen Akteur zu stiften und ihm und seinem Unternehmen dadurch zu einem Mehrwert zu verhelfen.

Wenn man begreift, wie ich es begreifen musste, dass qualitativ hochwertige Dienstleistungen für den Unternehmer Mehrwerte schaffen können und wenn man sich dabei auf überschaubare Märkte und bestimmte Branchen fokussiert und spezialisiert, dann bietet das Beratergeschäft – auch im Vergleich zur Politik - ein hohes Maß an Sinnhaftigkeit und Erfüllung. Das habe ich in diesen langen 17 Jahren, und insbesondere als Mitbegründer der SNPC, erfahren und erleben dürfen. Dafür bin ich in erster Linie unseren Kunden dankbar und natürlich auch meinen kompetenten Partnern und unseren so kreativen und talentierten Mitarbeitern.

Ich denke, dass wir uns in der SNPC auf ein Rollenbild des Beraters verständigt haben, wie ich es soeben beschrieb. Lieber Håvard, ich bin Dir sehr dankbar dafür, dass Du in Deinen Ausführungen genau auf den Punkt gebracht hast, welche Unternehmenskultur die SNPC verkörpert, in welchen Märkten wir agieren, was wir können und was wir lieber nicht anfassen, weil wir selber genau wissen, dass wir es eben nicht können. Denn es muss in unserem Geschäft auch so etwas geben wie Demut vor den objektiven Problemen und den Schwierigkeiten ihrer Lösbarkeit.

Die SNPC hat es mit ihren Beratungsfeldern und mit ihren Beratungsprodukten nicht immer leicht, ihre Beratungsphilosophie zu verwirklichen. Das Gebiet der vormals Daseinsvorsorge genannten öffentlichen Wirtschaft befindet sich in einem Zustand ungesicherter Rahmenbedingungen, welche die Gebietskörperschaften als Eigentümer und Aufgabenträger sowie ihre Unternehmen nun schon seit Jahren, und immer aufs Neue, in tiefe Verunsicherungen geführt haben.

Woran liegt das eigentlich?

Es liegt daran, dass die Bundesrepublik Deutschland mit ihrem Beitritt zu den Römischen Verträgen als Gesamtstaat gehandelt hat und hinnehmen musste, dass die Länder mit ihrer grundgesetzlich verankerten Kompetenz zur Gestaltung des Kommunalrechts zwangsnotwendiger Weise in einen Konflikt mit dem auf die Durchsetzung des Wettbewerbsrechts ausgerichteten Vertragswerk der EU geraten mussten. Das Selbstverwaltungsrecht der kommunalen Gebietskörperschaften und das daraus abgeleitete Recht zur Organisation kommunaler Unternehmen prallten frontal mit dem EU-Wettbewerbsrecht zusammen.

Heute bestimmt der EuGH letztlich über die Eckpunkte unternehmerischer Freiheiten und Rechte von kommunalen Gebietskörperschaften, nicht mehr die Bundesländer oder der Bund. Der Bund und die Länder haben es nicht geschafft, in der EU einen Rechtsrahmen durchzusetzen, der den öffentlichen Auftrag des Aufgabenträgers für unsere moderne Welt neu definiert und dabei klarstellt, was im Interesse der res publica öffentlich geregelt bleiben oder werden muss und wo wettbewerbliche Strukturen im Interesse des europäischen Binnenmarktes durch die Freiheit des Waren- und Dienstleistungsverkehrs bestehen oder geschaffen werden müssen.

Dieser fehlende moderne Ordnungsrahmen, sagen wir ruhig von Stein-Harderbergscher Qualität, zwingt heute alle Akteure im Bereich der öffentlichen Wirtschaft leider zur Suche nach individuellen Lösungen. Das ist natürlich sehr gut für die SNPC und für alle Berater, die sich um den public sector unserer Wirtschaft kümmern. Aber ich muss doch hinzufügen, in Erinnerung an meine Zeit als Politiker, dass es nicht gut ist für die Branche selbst.

Lieber Wolfgang Branoner, als Berater liegt ein weites Feld individueller Gestaltungsoptionen für unsere Kunden vor Dir. Ich wünsche Dir die Kraft und die Ausdauer, weiterhin auf diesem schwierigen und steinigen Feld zu ackern. Dein unendlich feinmaschiges Netzwerk politischer Kontakte wird Dir gewiss dabei helfen. Entscheidend wird aber sein, dass Du Dich dabei auf Deine gründliche Ausbildung als Diplom-Verwaltungswirt, auf Deine Arbeit als Beamter, auf Deine Mitgliedschaft in einem kommunalen Selbstverwaltungsorgan, auf Deine Arbeit als Staatssekretär in zwei Berliner Senatsverwaltungen und schließlich als Senator und damit in der Politik verlassen kannst. Und darüber hinaus auf das know how, dass Du in der Wirtschaft erworben hast. Ich wünsche Dir Glück und Erfolg auf Deinem Weg als mein Nachfolger in der SNPC-Partnerschaft.

Ich möchte auch Dir, lieber Håvard, alles Gute wünschen. Einst warst Du unser Kunde, jetzt bist Du der Partner, der den stärksten Beratungsbereich der SNPC verantwortet. Deinen Weg ist in der deutschen Beratungswirtschaft kaum einer gegangen, aber Du hast damit einen großen Erfolg erreicht. Und ich danke Dir für die guten Jahre der gemeinsamen Arbeit.

Ich möchte auch ganz bewusst die jüngeren SNPC-Partner ansprechen: Juliane Hauskrecht, Friedrich von Kessel und Robert Krock. Ihr seid Eigengewächse unseres Beratungsunternehmens, Ihr habt Eure eigenen Beratungsfelder und Produkte entwickelt und Ihr seid heute dabei, Euch Eure eigenen Netzwerke zu aufzubauen. Wir haben Jahre miteinander erfolgreich gearbeitet und ich bin froh, dass die Bindungswirkung der Themen- und Aufgabenstellungen zwischen uns über die Jahre hinweg so ungebrochen hoch geblieben ist. Auch Euch wünsche ich weiterhin Glück und Erfolg.

Ja, und dann möchte ich mich an unsere Mitarbeiter wenden, an den support staff wie die Berater: Ihr alle seid wesentlich jünger als ich und ich habe mit jedem einzelnen von Euch immer gerne zusammen gearbeitet. Es ist mir überhaupt in meinem ganzen Berufsleben immer ein hohes Anliegen gewesen, mit jüngeren Menschen zu arbeiten, um meine Erfahrungen und mein know how weiter geben zu können, aber auch durchaus, um von den Jüngeren zu lernen. Denn sie kamen mit ihrem frischen Wissen aus ihren Schulen, Hochschulen und Universitäten, und wenn sie fühlten, dass es mir ernst war mit ihrer Einbindung in die komplexen Arbeitsprozesse, dann habe ich immer den Willen zur Leistung, zum Engagement und zur Aufbietung von hoher Kreativität zurück bekommen. Aus der Arbeit mit den Jüngeren sind manche menschlichen Anhänglichkeiten entstanden. Manchmal erlaube ich mir, darauf ein bisschen stolz zu sein, wie überhaupt auf Manches, was ich in meiner Zeit als Berater und Unternehmer habe schaffen können. .

Ich möchte mit einem Dank an unsere Kunden schließen. Es war und ist schön, dass Sie uns Ihr Vertrauen geschenkt haben und weiterhin schenken. Die SNPC wird sich auch zukünftig um die Schaffung der Mehrwerte bemühen, von denen ich vorher sprach. Deshalb bitte ich Sie darum, uns gewogen zu bleiben. Lassen Sie uns heute die diversen Anlässe feiern, die zu diesem Beisammensein geführt haben.

Ich wünsche mir, nein, ich bin mir sicher, dass das von mir mitbegründete SNPC auch weiterhin zu Recht ihre Position im deutschen Beratermarkt für den public sector behauptet und erweitern kann. Und uns allen wünsche ich jetzt einen schönen Abend.